Mein Ausstieg aus der Festanstellung

Veröffentlicht: 1. November 2022  |  Lesezeit: ca. 2 Minuten

… und was ich bis heute gelernt habe

Heute nehme ich Dich mit auf eine kurze Reise durch meine Vergangenheit: von der Klassenbesten und Gruppenratsvorsitzenden Anja in einer Polytechnischen Oberschule in der Nähe von Chemnitz zur selbständigen Beraterin/Coach für Personalleitungen. Meine Glaubenssätze aus der Kindheit? „Sei fleißig, falle durch Ehrgeiz und Leistung auf.“

Mit 45 habe ich mich selbständig gemacht. Das war anfangs keine freiwillige Entscheidung. Meine Jobs habe ich von ganzem Herzen geliebt; für mich waren meine Teams wie meine Familie.

Als kinderlose, beruflich erfolgreiche Frau habe ich mich durch Männerdomänen und ohne Frauenquote vom zurückhaltenden Superhirn in der Schule und Jahrgangsbesten im Abi durch ein faszinierendes Psychologie-Studium zur kreativen und menschlichen Führungskraft entwickelt.

Aber hat das Leben noch mehr zu bieten, als die nächste Karrierestufe? Nicht dass ich das vor einigen Jahren gewollt hätte. Aber mein Körper und mein Geist sagten immer mal wieder: wirst Du das so bis zur Rente durchhalten?

Mich persönlich haben folgende Erlebnisse besonders belastet:

1. Als HR-Leitung gibt es Phasen, wo man seitens des Betriebsrates, von internen Kunden, vom eigenen HR-Team aufgrund unbequemer Themen unter Beschuss gerät: Wenn meine Firmenleitungen sich dann nicht 100% hinter mich stellten, hat mir das teils den Boden unter den Füßen weggerissen.
2. Als HR-Leitung muss man teils für Führungskräfte arbeiten, die abwertend über Menschen sprechen.
3. Wenn meine HR-Teammitglieder untereinander oder mit mir „im Streit“ waren, wenn es handfeste Konflikte gab, für die ich keine Lösung fand.
4. Wenn mein Vorgesetzter meine Leistung nicht durch Worte anerkannte, sich nicht für mich einsetzte.
5. Wenn in Unternehmen mit langjährigem Stau in strategischer Personalarbeit (Personalverwaltungen) plötzlich zu viel HR-Projektarbeit anstand und ich nicht die notwendigen Ressourcen (Menschen, HR-Software) erhielt.

Was habe ich in 20 Jahren aus solchen Situationen gelernt und gebe es in Coachings weiter?

1. Innehalten, Durchatmen, Analysieren: was passiert hier gerade (im Team, mit mir, zwischen mir und meinen Chefs)?
2. Das Gespräch suchen: Egal ob mit dem Nachbarn, der Teamkollegin, dem Chef, der Partnerin.
3. Sich neutralen Rat holen: Coaching, Super-, Intervision.
4. Anerkennen und bedingungslos lieben: MICH. Jeden Morgen, an dem ich in den Spiegel schauen kann, weil ich MEINEN Werten treu geblieben bin.
5. Mindestens jährlich Bilanz ziehen: Eine Vision für die nächste Lebensphase entwickeln, überlegen was ich noch im Leben erleben will, Träume realisieren.
6. In mich investieren: freie Zeit, Weiterbildung, Sport, gutes Essen, Auszeiten alle X Jahre, Urlaube, Massagen, Wellness.
7. Loslassen + Vergeben: Gedankenkarussell, Kopfkino, Ängste vor übermorgen, den Streit von gerade eben.

Hast Du auch etwas Ähnliches erlebt? Was hast Du daraus gelernt?